Fetofetales Transfusionssyndrom – Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten
Was ist das Fetofetales Transfusionssyndrom (FFTS)/ Twin-to-Twin Transfusion Syndrome (TTTS)?
Eineiige Zwillinge können sich unter Umständen eine Plazenta teilen („monochorial“), obwohl sie meist dennoch jeweils von ihrer eigenen Amnionhöhle umgeben sind („diamniotisch“). Konkret sind 70% der Schwangerschaften mit eineiigen Zwillingen monochoriale, diamniotische Zwillinge. Monochoriale, Monoamniotische Zwillingsschwangerschaften kommen bei einem Prozent der eineiigen Zwillinge vor.
Die Versorgung beider Kinder über nur eine Plazenta kann dazu führen, dass ein Zwilling mit mehr Blut als der andere Zwilling versorgt wird. Etwa 15% der Schwangerschaften mit eineiigen Zwillingen sind zumindest zu einem gewissen Grad von diesem Problem betroffen.
Wie wird FFTS / TTTS diagnostiziert?
Das FFTS wird auf einem pränatalen Ultraschall erkannt. Bei diamniotischen Zwillingen zeigt sich hier, dass das Kind, welches mit mehr Blut versorgt wird, von zu viel Fruchtwasser umgeben ist („Polyhydramnios“). Dagegen liegt um das weniger mit Blut versorgte Kind herum zu wenig Fruchtwasser vor („Oligohydramnios“). (Wenn beide Kinder sich eine Amnionhöhle teilen, dann ist in dieser zu viel Fruchtwasser vorhanden). Außerdem kann man beobachten, dass die Harnblase des einen Kindes vergrößert sichtbar ist, während man die Harnblase des anderen Kindes unter Umständen überhaupt nicht darstellen kann. Ein Größenunterschied der Kinder ist möglich.
In schwerwiegenderen Fällen kann der Blutfluss in der Nabelarterie des unterversorgten Kindes am Ende der Entspannungsphase des Herzens (Diastole) unterbrochen sein. Das überversorgte Kind kann eine Umkehr des Blutflusses im Ductus Venosus entwickeln (dies ist eine „Umgehungsstraße“ für das Blut um die Leber des Kindes herum, direkt in Richtung untere Hohlvene). Die verstärke Blutversorgung kann zu einer vergrößerten Stauungsleber, einem Lungenödem oder freier Flüssigkeit in der Bauchhöhle (Aszites) führen.
Solche Kriterien werden angewendet, um die Schwere des FFTS zu klassifizieren.
Zeigt die Mutter Symptome, die auf ein FFTS hinweisen können?
Durch die große Fruchtwassermenge, welche das besser versorgte Kind produziert, können bei der Mutter ebenfalls Symptome auftreten. Hierzu gehören eine sich schnell vergrößernde Gebärmutter, die somit für die entsprechende Schwangerschaftswoche relativ groß ist, zu einem schmerzhaft gespannten Bauch und zu schneller Gewichtszunahme führen kann. Auch vorzeitige Kontraktionen des Uterus sind möglich.
Zu welchen Problemen kann das FFTS bei den Kindern führen?
Das unterversorgte Kind kann Fehlbildungen der Herzklappen entwickeln. Seine Herzkammern können sich eventuell nicht ausreichend mit Blut füllen, um den Körper gut versorgen zu können (diastolische Dysfunktion). Dagegen können sich beim überversorgten Kind die Muskelschichten der Blutgefäße verdicken, und Gefäßveränderungen durch verstärkte Kollagensynthese entstehen. Das größere Flüssigkeitsvolumen kann zum Herzversagen führen.
Teils sieht man eine Blutarmut beim unterversorgten Kind (Anämie), jedoch eine erhöhte Zahl der verschiedenen Blutzellen beim überversorgten Kind beobachten (Polycythaemie). Sowohl eine Anämie, als auch eine Überladung des Körpers mit Flüssigkeit können zu Flüssigkeitsansammlungen (Hydrops fetalis) führen, da Flüssigkeit vermehrt aus den Blutgefäßen hinaussickern kann. Risiken einer Polycythaemie bestehen etwa in Gefäßverschlüssen durch Thromben, oder einer Überladung des Körpers mit Eisen. Oft ist somit das überversorgte Kind stärker gefährdet als das unterversorgte Kind.
Bei einem FFTS ist das Risiko einer Frühgeburt, und der damit einhergehenden Komplikationen deutlich erhöht.
Wie sieht Therapie und Behandlung des Fetofetalen Transfusionsyndrom aus?
Je nach Stadium, kann es gut sein, dass zunächst Abwarten und regelmäßige Kontrollen mittels Ultraschall die beste Option darstellen. Hierbei kann überlegt werden, ob ab circa der 24. Woche Steroide zur Beschleunigung der Lungenreifung, im Falle einer Frühgeburt, gegeben werden sollen. In Stadium I ist ansonsten keine weitere Intervention empfohlen.
Falls notwendig, kann gezielt ein Teil des vermehrt vorliegenden Fruchtwassers abpunktiert werden (Amnioreduktion). Dies ist unter Umständen auch mehrmals notwendig.
Theoretisch besteht die Möglichkeit, die Membran zwischen den beiden Kindern bewusst durchgängig zu machen (Steptostomie), sodass sich die Menge an Fruchtwasser zwischen den Kindern ausgleichen kann. Dieser Eingriff wird aktuell nur selten vorgenommen.
In schwerwiegenderen Fällen, kann die „Fetoskopische Photolaser-Koagulation“ angewendet werden. Hierbei werden mittels Laser gezielt Blutgefäße in der Plazenta verödet, um eine getrennte Blutversorgung für beide Kinder zu schaffen.
Wie sind die Überlebenschancen der Kinder bei FFTS?
Die Prognose des FFTS ist je nach Stadium sehr unterschiedlich. Laut Borse und Shanks 2022 (siehe unten) kommt es über alle Stadien hinweg in 50 Prozent der Fälle zur lebenden Geburt beider Kinder. Allerdings liegt diese Zahl bei FFTS im Stadium I beispielsweise bei 86 Prozent. Im Stadium I bleibt auch in etwa 75 Prozent der Fälle die Gesamtsituation stabil, oder verbessert sich sogar.
Je nach konkreter Situation, sind auch neurologische Langzeitauswirkungen, wie etwa eine Zerebralparese, bei den betroffenen Kindern deutlich häufiger als in der Allgemeinbevölkerung.
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Quellen zum FFTS:
https://www.nationwidechildrens.org/conditions/twin-to-twin-transfusion-syndrome#:~:text=In%20TTTS%2C%20blood%20from%20the,blood%20from%20the%20donor%20twin.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK563133/
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