Das Noonan Syndrom ist eine nach der Kinderärztin Jaqueline Noonan benannte genetische Variation. Zugrunde liegen verschiedene genetische Mutationen im sogenannten „Ras / Raf / MAPK Signalweg“. Diesen Signalweg benutzen Zellen, um für Zellteilung und Zelldifferenzierung zu signalisieren. Das Noonan Syndrom betrifft etwa 1:1000- 1:2000 Personen, Jungen und Mädchen gleichermaßen.

Oft wird das Noonansyndrom, in Anspielung auf das in vielerlei Hinsicht ähnliche Ullrich-Turner-Syndrom, als „Pseudo-Turner Syndrom“ bezeichnet. Trotzt vieler Parallelen, existieren aber auch einige wichtige Unterschiede zwischen den beiden Diagnosen, daher sollte man sich spezifisch zum Noonan Syndrom informieren.

Was sind die Symptome des Noonan Syndrom?

Viele verschiedene Symptome können vorkommen, jedoch betrifft immer nur ein Teil dieser Probleme eine bestimmte Person tatsächlich. Und obwohl die Liste von Symptomen im ersten Moment erschreckend wirken mag, führen viele Babys, Kinder und Erwachsene mit dem Noonansyndrom ein erfülltes Leben.

Die Mehrheit der Menschen mit Noonan Syndrom hat einen Herzfehler. Sehr häufig ist hier eine Pulmonalstenose, also Verengung der Pulmonalklappe (etwa 57 Prozent der Fälle). ASDs, also „Löcher“ zwischen den Vorhöfen des Herzens (32 Prozent der Fälle) können sehr gut operativ korrigiert werden. Eine hypertrophe Kardiomyopathie, also Herzschwächung durch Verdickung des Herzmuskels, liegt in 16 Prozent der Fälle vor. Im Allgemeinen ist die Prognose bezüglich des Herzens gut, wenn starke Probleme nicht im ersten Lebensjahr auftreten.

Vom Noonan Syndrom betroffenen Babys haben oft eine geringe Muskelspannung (sie sind „hypoton“), und haben Probleme damit, ausreichend Gewicht zu halten. Bei jüngeren Kindern wird häufiger berichtet, dass sie nur sehr wenig essen bzw. trinken.

Auch eine Blutgerinnungsstörung, durch erniedrigte Konzentrationen bestimmter Gerinnungsfaktoren, oder des sogenannten „Von Willebrand Faktors“, ist häufig. Lymphödeme kommen, ähnlich wie beim UTS, vor.

Mehr als drei Viertel der Kinder entwickeln einen Kleinwuchs. Selbst unbehandelt beträgt die Durchschnittsgröße für Männer 162,5cm, für Frauen 153 cm. Hier muss jedoch angemerkt werden, dass verschiedene Mutationen unterschiedlich starke Auswirkungen auf das Größenwachstum haben. In vielen Fällen wird eine Behandlung mit Wachstumshormon erwogen.

Personen mit Noonan Syndrom haben ein erhöhtes Risiko von 1-2%, im Kindesalter an Blutkrebs zu erkranken. Die häufigste Form hiervon ist die Juvenile Myelomonozytäre Leukämie, die in der Allgemeinbevölkerung sehr selten ist. Andere Formen von Krebs wurden in Einzelfällen, oder etwas häufiger als in der Allgemeinbevölkerung beobachtet. Jedoch ist die Lebenserwartung annährend normal, wenn kein schwerwiegender Herzfehler vorliegt.

Leichte Sehfehler und Schwerhörigkeit (auch durch wiederkehrende Mittelohrentzündungen) sind häufiger als in der Allgemeinbevölkerung.

Das augenfälligste äußerliche Merkmal des Babys ist oft ein Flügelfell („Pterygium colli“). Abgesehen davon gibt es durchaus typische Gesichtszüge, die zur Diagnose genutzt werden können, aber für medizinische Laien nicht auffällig sind.

Wie wird das Noonan Syndrom in der Schwangerschaft beim Baby diagnostiziert?

Vorgeburtlich kann man, nachdem der Verdacht z. B. durch eine auffällige Nackenfalte des Babys aufkommt, nach Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie auf die bekannten genetischen Varianten testen. Ein unauffälliges Ergebnis hier schließt das Noonan Syndrom nicht aus, denn nur in etwa 80 Prozent der Fälle findet man aktuell das ursächliche Gen. Daher wird die Untersuchung klinisch durch die Untersuchung und Befragung des Patienten gestellt.

Die genauen Diagnosekriterien für die klinische Diagnose finden sich hier.

Wovon wird das Noonan Syndrom ausgelöst?

Etwa die Hälfte der Fälle ist auf eine spontane genetische Veränderung im Baby zurückzuführen (De novo Mutation). Für Geschwisterkinder besteht hier kein erhöhtes Risiko. Die andere Hälfte wird von einem Elternteil ererbt, wobei für jedes weitere Kind eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent besteht, ebenfalls betroffen zu sein (davon ausgehend, dass nur ein Elternteil betroffen ist). Frauen mit dem Noonan Syndrom sind im Allgemeinen fruchtbar, auch, wenn sie etwas später in die Pubertät kommen. Männer sind häufiger von Unfruchtbarkeit betroffen.

Die häufigste Mutation (50 Prozent der Fälle) findet sich im PTPN11 Gen, des Weiteren sind Mutationen im SOS 1 Gen (10 Prozent der Fälle), und in den Genen RAF1 und RIT1 (jeweils 5 Prozent der Fälle) bekannt.

Die überwiegende Mehrzahl der Mutationen vererbt sich autosomal dominant. Das heißt, die Merkmale äußern sich, wenn eine der beiden Kopien des Gens in einer Person eine Veränderung aufweist. Je nach spezifischer Mutation, sind oft durch Kenntnis der Genetik Aussagen darüber möglich, welche Merkmale des NS eine Person wahrscheinlicher betreffen könnten. Auch eine Abgrenzung zu anderen „Rasopathien“, also Veränderungen im Ras/Raf/ MAPK Signalweg (CFC, Neurofibromatose Typ 1, Leopard- Syndrom), kann über genetische Diagnostik erfolgen.

Wie sehen Therapie und Behandlung bei Noonansyndrom aus?

Bei einer betroffenen Person auftretende Symptome werden dementsprechend behandelt, oft wird eine Wachstumshormontherapie durchgeführt. Es gibt aktuell keine kausale Therapie des NS, die in der Klinik angewendet wird.

Führt das Noonan-Syndrom zu einer geistigen Behinderung?

Der durchschnittliche IQ der Menschen mit Noonan Syndrom liegt bei etwa 85. Während einige Personen mit NS also durchaus leicht bis moderat geistig beeinträchtigt sind, liegt bei anderen der IQ im oder über dem Normbereich. Teilweise sind bestimmte Merkmale wie Normabweichungen in der Aufmerksamkeitsregulation, oder in sozialen/ emotionalen Fähigkeiten zu beobachten. Jedoch sagt die Diagnose an sich nicht viel über die Fähigkeiten eines Kindes aus. Mit der Zeit holen die Kinder in vielen Bereichen ihrer Entwicklung tendenziell auf die Allgemeinbevölkerung auf.

Welche Erfahrungsberichte gibt es zum Noonan-Syndrom?

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